In Sautens gedrehter Film „Zwölferleitn“ feiert beim wichtigsten
Filmfestival Österreichs seine Welturaufführung
Die Idee zum Kurzfilm „Zwölferleitn“ kam Manuel Mairhofer während eines Heimatbesuchs in Sautens – mit der Gemeinde ist er tief verbunden, da sein Vater dort aufwuchs. Der Schauspieler und Produzent nutzte dabei den Hof seines Großvaters – den Angerhof – als Location, um die Geschichte rund um Aaron und seine Familienverhältnisse zum Leben erwecken zu lassen. Nun feierte der Kurzfilm seine Welturaufführung bei der diesjährigen „Diagonale“, die vom 5. bis 10. April in Graz stattfand. Zur Geschichte: Seit dem Tod seiner Mutter bleibt Aaron seiner Tiroler Heimat eigentlich fern – zu tief die Wunden, zu eng die Wirtshäuser. Vor dem Volksfest Zwölferleitn eskalieren die familiären Konflikte. (Quelle: Oberländer Rundschau)
RUNDSCHAU: Vom Dreh im April vergangenen Jahres bis zur Welturaufführung ist einige Zeit verstrichen: Gut
Ding braucht Weile oder?
Manuel Mairhofer: Könnte man sagen, allerdings ist es auch ein normaler Prozess. Regie, Kamera, Produktion,
die ja allesamt noch in den Postproductionprozess involviert sind, stecken natürlich auch noch in anderen
Projekten. Das heißt es müssen Termine auch erstmal gefunden werden, beziehungsweise hatten wir dann
Nachsynchronisationen in Wien und Hamburg.
RS: Zum bedeutendsten Filmfestival Österreichs, zur „Diagonale“, eingeladen zu werden, ist schon ein
„Ritterschlag“ oder?
Mairhofer: Ja, absolut. Wir sind wahnsinnig glücklich und stolz darüber, dass wir es mit unserer Geschichte
dorthin geschafft haben.
RS: Wirst du selbst in Graz vor Ort sein?
Mairhofer: Ich stecke derzeit in den Proben an der Deutschen Oper Berlin für „Der Schatzgräber“(Franz Schreker).
Die Verantwortlichen haben es mir allerdings ermöglicht, für die „Diagonale“ kurz aus den Proben rauszugehen,
was wirklich toll ist.
RS: Thematisch filtert der Film laut Beschreibung Melancholie und Sehnsucht? Könnte man sagen eine verklärte
Vergangenheit, einem romantischen Nachtrauern vergangener Zeiten?
Mairhofer: Ob Melancholie so partikelfrei von Sehnsucht gefiltert werden kann, bin ich mir gar nicht sicher.
Elfriede Jelinek hat mal den Satz gebraucht: „Nicht bei sich und doch zu Hause.“ Dies trifft vielleicht am besten
auf die Figur des Aaron zu.
RS: Man könnte behaupten, dass Tirol in vielfacher Hinsicht mitten in der „Piefke-Saga“ stehen geblieben ist:
Hätte der Film „überall“ spielen können oder ist auch Kritik an diesem „Tirolklischee“ dabei?
Mairhofer: Ich habe bis zu meinem 23. Lebensjahr in Tirol gelebt und lebe jetzt seit 14 Jahren in Berlin. Ich glaube
diese Tatsache hat meinen Blick vom Klischee diffuser gemacht und gleichzeitig aber auch verschärft. Der
Konflikt der Fremdheit, des Fremdseins mit einer vermeintlichen Identität, gekoppelt an einen Ort oder eine
Gemeinschaft, ist, so denk ich, universell. Dass unsere Geschichte in Tirol spielt und natürlich auch biografische
Elemente beinhaltet, macht sie für mich und hoffentlich auch andere Tirolerinnen und Tiroler zugänglicher.
RS: Womit gehen die Zuschauer-Innen, wenn es nach dir als Produzenten geht, nach 35 Minuten nach Hause, was
wolltet ihr vermitteln, was kann man vom Film mitnehmen?
Mairhofer: Im besten Fall mit einem leichten Effet; auch im positiven Sinne!
RS: Wird „Zwölferleitn“ auch im TV gezeigt? Und wenn ja: Wann und wo?
Mairhofer: Ja, der Film wurde vom Bayerischen Rundfunk (BR) eingekauft und wird im Rahmen der Kurzfilmnacht
im Jänner 2023 im TV zu sehen sein, beziehungsweise ist er ab dann auch in der ARD/BR-Mediathek abrufbar.
Bis dahin hoffen wir allerdings, den Film noch auf weiteren Festivals präsentieren zu können.
RS: Wird es auch eine Vorführung in Sautens geben?
Mairhofer: Auf Grund der wirklich hervorragenden Unterstützung durch die Gemeinde Sautens, allen voran Ex-
Bürgermeister Fredi Köll sowie des TVB vorderes und
hinteres Ötztal, aber auch der gesamten Bevölkerung Sautens’ wünschen wir uns ein dem Rahmen gebührendes
Screening. Dies muss natürlich auch wohl geplant sein. Wir hoffen, dies demnächst mit
allen Beteiligten angehen zu können und peilen grob den Sommer an.
RS: Neben deiner Arbeit als Schauspieler scheinst du Gefallen daran gefunden zu haben, als Produzent
maßgeblich an einem Film beteiligt zu sein: Gibt’s schon konkrete Folgeprojekte?
Mairhofer: Ich hatte schon immer Lust, Geschichten in einer cineastischen Weise zu erzählen. Dabei geht es aber
mehr darum, Menschen mit in meine Sicht der Dinge beziehungsweise Gedankenwelt zu holen. Mich interessiert
auch, wie die Menschen auf diese Welt reagieren, die ich evoziere. Nicht zuletzt finde ich es befreiend, Filme zu
machen, um sie aus dem Sinn zu verscheuchen, eine Art Archiv der eigenen Gedanken. Aktuell sind wir mit
„Toreslas Film“ in Entwicklung eines neuen Stoffes mit dem Arbeitstitel „Der König von Korsika“.